Der Lehrgang wurde im
Zeitraum 05.09. bis 15.09.2006 durch die III. Inspektion der
Infanterieschule in Hammelburg durchgeführt, das Lehrgangsziel ist gem.
Lehrgangskatalog mit "Befähigung,
ein Jagdkommando im Rahmen des Raum-/Objektschutzes zu führen"
angegeben.
Allgemein
Dieser Lehrgang war als reiner
Lehrgang für Unteroffiziere mit Portepee und Offiziere der Reserve in
einer infanteristischen Verwendung gedacht und stand beorderten
Reservisten im zweijähriges Rhythmus zur Verfügung. Im Rahmen der
Umstrukturierung der Teil- und nichtaktiven Verbände sind die Masse
der infanteristischen Verbände auf der Strecke geblieben,
zusätzlich war dieser Lehrgang kaum bekannt, das führte dazu das dieser
Lehrgang z.B. im Jahr 2004 mangels ausreichender Teilnehmer nicht
durchgeführt werden konnte. Die Durchführung des Lehrgangs im Jahr 2006
stand aufgrund der gleichen Probleme zur Disposition, gem. Aussage
diverser Heereskameraden wurden Sie mehr oder weniger nachgiebig durch
das Personalamt zur Teilnahme aufgefordert, so dass der Lehrgang
durchgeführt werden konnte.
Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, war dieser hier beschriebene
Lehrgang der letzte Durchgang da er mittlerweile endgültig
aus dem Lehrgangsprogramm genommen wurde.
Der Lehrgang setzte sich auch 26 Teilnehmern zusammen, davon zwei
Aktive und in der Masse aus jungen Reserveoffizieren.
Ausbildung
(chronologische Abfolge)
Montag 04.09.06
Dienstag 05.09.06
- Begrüßung durch Hörsaalleiter (HSL) und Vorstellung Ausbilder
- Erledigen Rechnungsführer-Angelegenheiten
- Vorstellungsrunde
- Einteilung Funktioner
- Einkleidung
- Materialübernahme
- Vortrag/ Unterricht durch HSL zu den Themen
- Aktuelle Struktur des Heeres
- Reservisten in dieser Struktur
- Zivil-Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ)
- Sport in eigenem Ermessen
Mittwoch 06.09.06
- Überwinden ausgesuchter Hindernisse der Konstanzbahn (Doppelter
Seilsteg, Wassergraben, Kletter- Abseilturm)
- Unterricht zum Thema Jagdkampf
- Allgemeine Grundlagen Jagdkampf
- Versteck
- Handstreich
- Hinterhalt
- Ausgabe Befehlsschema
- Einweisung Orientierungsmarsch
- Nacht- Orientierungsmarsch im Raum Rieneck
Donnerstag
07.09.06
- Offizielles Hörsaalfoto
- Erkundungsübung von Versteck und Hinterhalt auf dem
Truppenübungsplatz Hammelburg, Besprechen der Erkundungsergebnisse
- Sport in eigenem Ermessen
Freitag 08.09.06
- Fernmeldeausbildung
- SEM52S (Theorie, Praxis)
- SEM52SL (Theorie, Praxis)
- SEM70 (Theorie, Praxis)
- Bau von Behelfsantennen (Theorie)
- Einweisung System "Infanterist der Zukunft" (IdZ)
Montag 11.09.06
- Schulschießen
- Ab Nachmittag 11.09.06 bis 14.09.06 Jagdkampfübung
- Einweisung Jagdkampfübung
- Verlegen in Einsatzraum
- Erkunden, Beziehen und Leben im Versteck
- Nacht- Orientierungsmarsch mit dem Ziel, Kontaktaufnahme
mit eigener Sicherung
- Ausweichen aus Versteck und Beziehen eines zu sichernden
Objektes
- diverse Handstreiche im Gruppenrahmen
- Sicherung Objekt
- Betreiben Zuggefechtsstand
- Erkundung Handstreichobjekt
- Handstreich im Zugrahmen
- Erkundung Hinterhalt
- Sickern
- Erkunden, Beziehen Versteck
- Erkunden Hinterhalt im Zugrahmen
- Hinterhalt
- Rückmarsch
Donnerstag
14.09.06
- Übungsende
- Technischer Dienst
- Auskleidung
- befohlenes Schlafen
- Hörsaalabend
Freitag 15.09.06
- Auswertung der Jagdkampfübung
- Verabschiedung
- Abreise
Fazit
Grundsätzlich stelle
ich die Frage ob es Sinn ergibt, einen solchen Lehrgang mit
Unterrichtsthemen zu befüllen, die in keinem wesentlichen
Zusammenhang mit dem Lehrgangsthema stehen (Heeresstruktur,
Zivil-Militärischen Zusammenarbeit) oder aber als Grundlagen
(Waffenhandhabung G36, P8) vorausgesetzt werden müssen, insbesondere
wenn die Ausbildungszeit für das eigentliche Thema beschnitten wird.
Weiterhin ist es nur schwer nachzuvollziehen, warum man für diesen
Lehrgang nicht auf Ausbildungspersonal zurückgreift
(Einzelkämpferinspektion), welches dieses Thema über Jahre bereits
ausbildet und somit entsprechend Erfahrung hat. Das führt dazu, das die
Unterrichte zum Thema aussahen als wären sie beim Frühstück mal eben
zusammenkopiert worden und auch ohne Vermittlung von praktischen
Erfahrungen vorgetragen wurden.
Zusätzlich ist aufgefallen, das Ausbilder, die sich mit dem Prädikat
einer langen Schulzugehörigkeit vorstellen nicht in der Lage sind nach
dem Grundsatz VENÜ (Anm.1) auszubilden. Die
ausgegebenen Befehlsschemata wurden nicht benötigt, da die
Befehlsgebung keinen interessiert hat.
Die Ausbildung an den Hindernissen war unter dem Gesichtspunkt einer
erlebnisorientierten Ausbildung interessant und passt auch durchaus in
den Themenkomplex Jagdkampf, nur hätte man die Zeit besser für andere
Ausbildung nutzen können z.B. Entschlussfassung und Befehlsgebung am
Sandkasten oder einer Versteckausbildung nach VENÜ. So zeigte sich bei
vielen Teilnehmern, dass Grundlagen nicht vorhanden sind und praktische
Erfahrung im Felde nicht zu ersetzen ist. Bei nicht wenigen Teilnehmer
hatte die Versteckphase den Eindruck eines Campingurlaubs
und "Leben aus dem Rucksack" ist für viele auch ein unbekannter
Begriff.
Die erste Woche war abgesehen von der Fernmeldeausbildung und der
Einweisung in das System "Infanterist der Zukunft" sehr bescheiden.
Die eigentliche Jagdkampfübung war bis auf Kleinigkeiten interessant
und die Ausbilder haben versucht das Mögliche aus den begrenzten
Mitteln herauszuholen. Körperlich war die 72-Stundenübung nur im Bezug
auf den Schlafmangel auffällig, dieses ist aber erst nach Übungsende
aufgefallen.
In meinen Augen konnte das Lehrgangsziel "Befähigung,
ein Jagdkommando im Rahmen des Raum-/Objektschutzes zu führen" nicht
wirklich erreicht werden, da der Zeitansatz für den Lehrgang zu gering
war und die Zeit noch mit unnötigen Ballast gefüllt war. Zusätzlich
waren bei vielen Kameraden die Grundlagen nicht vorhanden und in
einigen Fällen war die persönliche Einstellung fragwürdig.
Da ich zu
meiner aktiven Zeit schon mit dem Thema in Kontakt gekommen bin und
mich vor Lehrgangsbeginn noch theoretisch eingearbeitet
habe, konnte ich meine Führungsfähigkeit und meine
infanteristische Grundfertigkeiten (IGF) verbessern, frei nach dem
Grundsatz "üben übt".
Bilder
Ausrüstung
Im
Gegensatz zum Jagdkampf als solches, stellte der Lehrgang in seiner
Durchführung keine besonderen Anforderungen an die Ausrüstung.
- großer Rucksack mit vernüftigem
Tragesystem (war angenehm, aber nicht wirklich notwendig)
- Schlafsack (hatte ich dabei,
aber nicht benötigt)
- ChestRig/ Kampfmittelweste
(hatte ich dabei, aber aufgrund des geringen Ansatzes an Munition und
Kampfmittel nicht benötigt)
- Smock (war nützlich)
- Stirnlampe, Rotlicht (sehr
nützlich, hatte ich nur leider in der Kaserne vergessen)
Anm.1
- VENÜ
- Vormachen
- Erklären
- Nachmachen
- Üben
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